Zur mutmaßlich rassistischen Brandstiftung in Waldkraiburg: Den Betroffenen eine Bühne geben!


„…Mir fehlen die Worte, in diesem Fall ist meine eigene Familie Opfer eines Brandes geworden. Heute Nacht um 03:30 Uhr wurde der „türkische“ Gemüse- und Obstladen meines Onkels in Brand gesteckt. Mit der Message „Ausländer raus“. Eine Nachricht, welche wir nicht realisieren können.  Wir müssen einsehen, dass Rechtsextremismus die größte Gefahr für jeden einzelnen von uns ist. Einige Tage vor dem Brand wurde zuvor ein TÜRKISCHES Restaurant sowie ein Friseurladen Opfer von Scheibenbrüchen und Belästigungen (…) Schaut nicht weg, lasst uns zusammen ein Zeichen setzen (…) Remember Hanau And all the others!“

@ozgkle_ via instagram


Gestern haben wir die Meldung Waldkraiburg: Brandstiftung aus rassistischen Motiven? veröffentlicht.  Wir schrieben, es sei eine notwendige Schlussfolgerung, die wir aus dem rechten Terror der letzten Jahrzehnte gezogen haben, bei allen Anschlägen gegen rassistisch markierte Personen von einem rechten Motiv auszugehen, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird. Eine weitere Lehre aus dem NSU-Komplex ist es, die Betroffenen nicht mehr allein kämpfen zu lassen, sondern sich an ihre Seite zu stellen. „Selbst wenn es keine unmittelbaren Ermittlungen gegen sie gibt, wie es bei den Angehörigen der NSU-Mordopfer der Fall war, lassen es sich Medien und Polizei häufig nicht nehmen, dennoch diskreditierende Gerüchte zu streuen. Dagegen können wir etwas tun, indem wir ihnen eine Bühne bieten, ihre Geschichten und ihre Forderungen hören und weiterverbreiten. Es können Statements geschrieben, Demos und Veranstaltungen organisiert, Öffentlichkeit geschaffen werden“ heißt es in dem Thesenpapier „Name it, face it! Rechten Terror bekämpfen!
Wir haben versucht Statements von Betroffenen und Angehörigen zu finden und möchten diese hier zu Wort kommen lassen, ihnen eine Bühne bieten. Diese Sammlung ist sicher nicht vollständig – ihr könnt uns gerne weitere Statements zukommen lassen.


A) Das oben zitierte Statement der Nichte des Opfers via Instagram:https://www.instagram.com/p/B_igFjQKljH/?utm_source=ig_web_copy_link

B)Auch der betroffene Gemüseladen meldete sich per Instagram zu Wort.Erste Meldung:https://www.instagram.com/p/B_gUKryoGoi/?utm_source=ig_web_copy_link


Zweite Meldung:https://www.instagram.com/p/B_iNiHEgxwl/?utm_source=ig_web_copy_link

C) Auch von Sevda E. (vermutlich benachbartes Geschäft) gibt es einen bewegenden Text:https://www.facebook.com/photo.php?fbid=2138897089579230&set=pcb.2138897122912560&type=3&theater

D) Auch die  DIDF-Jugend hat eine Stellungnahme verfasst:


Wir verurteilen den Angriff auf das Lebensmittelgeschäft in WaldkraiburgIn der Nacht zum Montag, den 27. April, ist ein Lebensmittelgeschäft in Waldkraiburg, einer Kleinstadt in Oberbayern, ausgebrannt. Über dem Geschäft befanden sich Wohnungen. 6 Menschen wurden verletzt. Der Sachschaden belaufe sich im Millionenbereich, so die Polizei. Der Ladenbesitzer, ein Türkeistämmiger, und seine Angehörigen berichten davon, dass zuvor bereits zwei weitere Geschäfte türkeistämmiger Inhaber Gegenstand von Sachbeschädigung waren. Außerdem, was in keinem der Zeitungsberichte vorkommt, sei der Laden zuvor mit „Ausländer raus“ beschmiert worden. An einen Unfall glaubt der Ladenbesitzer nicht. Tatsächlich ist es auffällig, wenn in einer Stadt mit knapp 25.000 Einwohnern drei Geschäfte türkeistämmiger Besitzer angegriffen werden. Die Geschehnisse von Hanau haben uns gezeigt, dass rassistische Übergriffe keinesfalls eine Seltenheit sind und vor Sachbeschädigung und Totschlag nicht zurückgeschreckt wird. Jeder Anschlag aus rassistischen Beweggründen ist ein Anschlag auf unser Zusammenleben und muss ernst genommen werden. Wir solidarisieren uns mit den Menschen in Waldkraiburg und fordern eine umfassende Untersuchung der Geschehnisse

https://didf-jugend.de/wir-verurteilen-den-angriff-auf-das-lebensmittelgeschaeft-in-waldkraiburg/

Laut der Lokalzeitung geht inzwischen auch die Polizei von Brandstiftung aus. Wörtlich heißt es: 

„Der Großbrand in der Nacht zum Montag am Waldkraiburger Sartrouville-Platz wurde vermutlich gelegt. Auch die Polizei geht jetzt davon aus.“ Dort werden inzwischen auch die beiden anderen Straftaten „die sich gegen türkische Geschäfte richteten“ erwähnt: „Am Samstag, 18. April, war eine Gaststätte am Annabergplatz betroffen. Wie der Betreiber berichtet, wurde ein Stein ins Schaufenster geworfen und „eine schmierige Flüssigkeit, wahrscheinlich Schweinekot“ verteilt. „Es hat fürchterlich gestunken, die Wände waren bespritzt, Ich musste die ganze Pizzeria neu streichen“, sagt Erkan Artuk“ (…) Auch Betroffen ist die „Inhaberin eines Friseurgeschäfts am Sartrouville-Platz, das in der vergangenen Woche ebenfalls beschädigt und „mit Öl und Dreck verunreinigt“ wurde“.

https://www.ovb-online.de/muehldorf/grossfeuer-waldkraiburger-ladenzeile-jetzt-geht-auch-polizei-brandstiftung-13734007.html