Am 13. September heißt es mal wieder trinken für den guten Zweck! Zusammen mit dem Freitagskafe öffenen wir für euch zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder das Kafe Marat in München und schmeißen eine Soliparty für von Repression betroffene Antifas aus Rosenheim. Kommt vorbei, wir freuen uns auf euch!
Vor der Party gibt es einen spannenden Vortrag von Daniel Kulla zum Thema „All Cops Are Staatsgewalt – Die Polizei, ihre Rolle, Politik & PR“. Hier die Ankündigung:
Wenn etwas so omnipräsent, selbstverständlich, bedeutungs- und zwecksetzend daherkommt wie die Polizei, wenn gleichzeitig auch kritische Stimmen ihre Terminologie (“es kam zu Auseinandersetzungen”) und oft auch Logik nutzen (“unverhältnismäßige Polizeigewalt”), in ihrer Ablehnung zwischen Parolen über Vergewaltigung unehelicher Kinder sowie verschiedener Huftiere und dem so sympathischen wie hilflosen “BRD, Bullenstaat, wir haben dich zum Kotzen satt” verharren, lohnt es, einen Blick auf Ursprünge und Gründe zu werfen.
Kulla wird die Geschichte und Funktion der Polizei sowie ihr Auftreten als politischer Akteur beleuchten und Möglichkeiten diskutieren, wie sich ihrer Kontrolle und ihren Maßnahmen entzogen und widersetzt werden kann, ihre Macht zurückgedrängt werden kann: “Nur indem sich von der Polizeiperspektive gelöst und ihr unabhängige Recherche und Strukturen entgegengestellt werden, kann das polizeiliche ‘Wahrheitsmonopol’ (Dirk Stegemann) gebrochen werden. Nur indem der Einschüchterung durch Solidarität begegnet wird, kann die Strategie der Abschreckung aller durch Verfolgung Einzelner durchkreuzt werden.” Noch besser ist, Zusammenhänge aufzubauen, die sich gegen die Schikane schützen und in der Tendenz die sozialen Funktionen der Polizei (wieder) selbst übernehmen.
Alle weiteren Infos zur Party werden wir fortlaufend ergänzen.
Einlassvorbehalt:
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
20 Jahre nach dem rassistischen Mord in Kolbermoor – Filme im Z
Vor 20 Jahren wurde der gebürtige Mosambikaner Carlos Fernando in Kolbermoor von einem Rassisten aufgrund seiner Hautfarbe totgeprügelt. Mit der Vorführung des Filmes “Das Leben des Carlos Fernando” am Sonntag,den 1.September 2019 imZ,dem linken Zentrum Rosenheims,willdie Gruppe „Contre la tristesse„ an den rassistischen Mord in Kolbermoorerinnern.
Am 15. August 1999
griff ein Deutscher in der Kolbermoorer Schuhmannstraße erst zwei
Angolaner und einen Mosambikaner wegen einem zugeparkten Auto an, sie
konnten jedoch fliehen. Wenig später verlässt Carlos Fernando die
nahegelegene „Cubana-Bar“ [1] und wird völlig unvermittelt von
dem Rassisten angegriffen. Der Täter, Roman G. aus Kolbermoor, ist
vorbestraft und der Polizei auch wegen eines rechtsextremen Delikts
bekannt. Er schlägt den 35-jährigen Mosambikaner mit einem
Fausthieb nieder. Als das Opfer mit dem Kopf auf den Asphalt
aufschlug und regungslos liegen bieb, trat Roman G. ihm ins Gesicht.
Carlos Fernando erlitt schwerste Gehirnverletzungen und verstarb an
den Folgen des Angriffs am 30. September 1999 im Krankenhaus. Der
damals 31-jährige Täter gab zu Protokoll, sein Opfer habe ihn
gereizt, weil er ein »N****« gewesen sei. Die „Nürnberger
Nachrichten“ zitieren G. mit den Worten: „Die Drecksn**** gehören
alle totgeschlagen“.
Die Rosenheimer
Gruppe „Contre la tristesse“ will nun am Sonntag, den 1.
September mit einer Filmvorführung an den rassistischen Mord in
Kolbermoor erinnern. Im Rosenheimer Z (Innstr. 45a) wird die
Dokumentation “Das Leben des Carlos Fernando” (hr, 2001,
45 Min. [2]) von Samuel Schirmbeck vorgeführt. Der Film erinnert an
einen lebenslustigen, jungen Mann, der zunächst als „Mossi“,
als Mosambikaner, in der DDR lebte, als Arbeiter in einem
Reifenkombinat. Die Wende machte aus dem sozialistischen Bruder
einen arbeitslosen Fremden. Er lernte noch die beiden Deutschlands
kennen: die DDR und das wiedervereinte Bundesrepublik Deutschland.
Carlos Fernando verwirklichte seinen Traum und zog an den Rand der
bayerischen Alpen, wo er 1999 erschlagen wurde. Dem
vorausgegangen war, dass die Ausländerbehörde ihn abschieben
wollte, seine deutsche Frau Ramona ihn aber versteckte. Schließlich
verließ er Neubrandenburg, trennte sich von seiner Frau und fand
mit Tochter Tracy eine neue Heimat im scheinbar beschaulichen
Kolbermoor in Oberbayern, die geliebten Berge in Sichtweite. Vor der
„Cubana-Bar“ wurde er ermordet, von einem Rechtsradikalen, im
Streit um ein zugeparktes Auto. Der Täter spielt in diesem Film,
wie in der gesamten Reihe, nur eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht
ein offenherziger Mann, dessen Leben durch einen Fausthieb
ausgelöscht wurde.
Mit der
Filmveranstaltung wollen die Veranstalter*innen auf die Gefahr,
welche von der Kontinuität rechten Terrors in der Bundesrepublik
sowie gesellschaftlich weit verbreiteten rassistischen Ressentiments
ausgeht, hinweisen. In ihren Augen zeigen die rund 200 Todesopfer
rechter Gewalt seit dem Wendejahr 1990 deutlich die Notwendigkeit
auf, Rassismus in all seinen Facetten entschieden entgegenzutreten
und sich mit allen Menschen zu solidarisieren, die täglich von
rechter Gewalt bedroht sind. Aus diesem Grund will „Contre la
tristesse„ weiterhin konsequent gegen rechte Umtriebe vorgehen,
die auch in Rosenheim Zulauf bekommen sowie eigene antirassistische
Veranstaltungen organisieren. So ist beispielsweise für Sonntag,
den 06. Oktober die Vorführung des Dokumentarfilm „DER ZWEITE
ANSCHLAG“ geplant, welcher die bisher kaum beachtete Perspektive
der Betroffenen dieser Gewalt dokumentiert und in den Mittelpunkt
stellt.
Die Filmvorführung von “Das Leben des Carlos Fernando” findet am Sonntag, den 01. September um 19:00 Uhr im Rosenheimer Z, dem linken Zentrum in Selbstverwaltung (Innstraße 45a), statt. Der Eintritt ist frei.
[1] Die Cubana-Bar
existiert heute nicht mehr. Das Haus (Schuhmannstraße 3) wurde
abgerissen und stattdessen wurde an selber Stelle ein Wohnhaus
errichtet.
[2] Die
Dokumentation von Samuel Schirmbeck entstand in der Reihe „Tödliche
Begegnungen“ des Hessischen Rundfunks (HR). Die Reihe gehörte
2002 zu den Preisträgern des Civis Medienpreises:
„Die Reihe
‚Tödliche Begegnungen’ des Hessischen Rundfunks erhält den
Sonderpreis der Jury. Konzeption und Idee zu der Reihe stammen von
Esther Schapira. In qualitativ herausragender Weise erhalten Opfer
rechtsradikaler Übergriffe einen Namen. Die Reihe lässt den
Menschen aus der Anonymität einer knappen Agenturmeldung
heraustreten und macht aus der Opferstatistik ein Individuum. Das
eindrückliche, individuelle und interessante Leben des einzelnen
Menschen wird nachgezeichnet, er wird für die Zuschauer ‚lebendig’
und interessant, auch wenn er ‚nur’ eine Randposition innerhalb
der Gesellschaft hatte. Die Filme entwickeln Sogwirkung: Je länger
man zusieht, desto mehr möchte man erfahren von dem Menschen, der
hinter dem Begriff ‚Opfer’ steht. Hervorzuheben ist vor allem
auch die akribische Recherchearbeit, die hinter den lebendigen
Porträts der drei Menschen steht. Die Beiträge sind filmisch gut
und handwerklich aufwendig gemacht. Gut montierte Bilder und
Montagen, die vordergründig gar nichts mit dem Leben des ‚Opfers’
zu tun haben, stellen subtil einen Bezug zu den Porträtierten her.“
(Aus der Begründung der Jury)
Zugtreffpunkt Rosenheim: 09:15 Uhr Bahnhof Rosenheim
Demo: 11:30 Uhr, Salzburg Hauptbahnhof
Aufruf von https://prochoicesbg.noblogs.org/:
Für einen freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen!
Schluss mit der Instrumentalisierung von Menschen mit Beeinträchtigung durch rechte Gruppierungen!
Jedes Jahr im Sommer
wird die Salzburger Altstadt Bühne eines befremdlichen Spektakels:
ultra-religiöse FundamentalistInnen veranstalten einen sogenannten
„Gebetszug 1000 Kreuze für das Leben“. Weiße Holzkreuze tragend ziehen
selbsternannte „LebensschützerInnen“ dabei durch die Gassen. Organisiert
wird das antifeministische Event von Human Life International (HLI,
Lebenszentrum Salzburg) gemeinsam mit EuroProLife (München). Der „1000
Kreuze Marsch“ in Salzburg ist ein Treffen christlicher
AntifeministInnen aus Österreich, Bayern und Südtirol.
Der Zweck ihres
Auftrittes: Propaganda gegen reproduktive Selbstbestimmung und gegen
Emanzipation ganz allgemein. Die ultra-religiösen Gruppierungen lehnen
nicht nur Schwangerschaftsabbrüche ab, sie sprechen sich auch gegen
jegliche Verhütungsmittel und fortschrittliche Sexualaufklärung aus.
Somit treten sie für Zwangs-Schwangerschaften und eine Gebärpflicht für
Frauen und Mädchen ein. Homosexualität und geschlechtliche Vielfalt sind
ihnen ein Dorn im Auge – als einzige Form des Zusammenlebens gilt ihnen
die konservative Kernfamilie mit möglichst vielen leiblichen Kindern.
Zudem
instrumentalisieren diese Gruppierungen Menschen mit Beeinträchtigung
für ihre rechte Agenda. Unter dem Vorwand, diese schützen zu wollen,
spielen sie gezielt Menschen mit Beeinträchtigungen und
Lernschwierigkeiten gegen ungewollt Schwangere aus. Aktuell betreibt
eine rechte Gruppierung diese niederträchtige Argumentation besonders
vehement: die MacherInnen der Kampagne #Fairändern.
Unterstützt von Mitgliedern aus ÖVP und FPÖ, dem konservativen
Männerbund CV (Cartellverband) und der katholischen Kirche holt
#Fairändern aktuell zu einem Schlag gegen die teilweise
Straffrei-Stellung von Schwangerschaftsabbrüchen (Fristenlösung) aus.
Wenn wir dem nicht jetzt unseren Widerstand entgegensetzen, sieht es schlecht aus für ungewollt Schwangere.
Dem wollen wir entgegentreten. Wir rufen zu einer Pro-Choice-Demo und zum Blockieren des 1000-Kreuze-Marsches auf.
Außerdem laden wir alle
Feministinnen und anderen fortschrittlichen Menschen, mit und ohne
Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten, dazu ein, sich zu verbünden.
Wir verwenden die Begriffe Menschen mit
Be_hinderung, Beeinträchtigung und Lernschwierigkeiten. Wir sind selber
nicht betroffen, aber wollen dem Rechnung tragen, dass es verschiedene
Selbstbezeichnungen gibt. Als Nicht-Betroffene wollen wir uns nicht für
eine Bezeichnung entscheiden, die manchen Betroffenen möglicherweise
nicht gerecht wird.