Neonazi Drohschreiben: Polizeirazzia auch in Oberaudorf

Presseinfo als Recherchegrundlage oder auch zur Veröffentlichung

Neonazi Drohschreiben: Polizeirazzia auch in Oberaudorf

Am Mittwoch (09.11.19) hat die Polizei in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg sieben Objekte von Neonazis durchsucht. Eine der Razzien fand in Oberaudorf (Landkreis Rosenheim) statt. Anlass war ein bereits im Juni versandtes Drohschreiben gegen Moscheen, Parteizentralen, Medien und andere Einrichtungen, in denen unter anderem mit Sprengstoffanschlägen gedroht wurde. Unterzeichnet waren die 23 Schreiben mit „Blood & Honour“, „Combat 18“ und „Volksfront“.

Laut dem ARD-Magazin Panorama gehören die sieben Personen, die im Verdacht stehen, die Drohmails verfasst zu haben, zu einer Gruppe Rechtsextremisten, die das verbotene Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ im Geheimen fortgeführt haben sollen1.

Oberaudorf 2018: „Blood & Honour“ Razzia

Bereits im Dezember 2018 hat die Polizei bei einer Razzia in fünf Bundesländern die Wohnungen und Häuser von Neonazis durchsucht. Diese stehen im Verdacht die in Deutschland verbotene Organisation „Blood & Honour“ fortgeführt zu haben2. Auch damals fand neben Bad Reichenhall (Oberbayern) und Schönau am Königssee (Landkreis Berchtesgadener Land, Oberbayern) auch in Oberaudorf (Landkreis Rosenheim) eine Razzia statt. Laut der Lokalzeitung OVB wurde ein männlicher Verdächtiger festgenommen3.

Oberaudorf 2015: geheimes Nazikonzert

Wie eine schriftliche Landtagsanfrage der Abgeordneten Katharina Schulze (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN4) ergab, fanden alleine in Oberbayern in den letzten Jahren mindestens 45 Neonazikonzerte statt. Aufgrund der Anfrage wurde erstmals öffentlich bekannt, dass auch im Raum Rosenheim Neonazikonzerte (u.a. Oberaudorf und Feldkirchen-Westerham) veranstaltet wurden. Bei dem konspirativ organisierten Konzert am 05.07.2015 in einer Oberaudorfer Lagerhalle soll Michael Regener („Lunikoff“5), ehem. Sänger der als kriminelle Vereinigung verbotenen Rechtsrock-Band „Landser“ aufgetreten sein.

1 https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/razzia-rechtsextremismus-101.html

2 Das Neonazi-Netzwerk wurde im Jahr 2000 durch das Bundesinnenministerium verboten. Eine ausführliche Recherche über die aktuellen Aktivitäten des Netzwerks „Blood & Honour“ / „Combat 18“ gibt es bei

3 https://www.ovb-online.de/rosenheim/landkreis/razzia-schlag-gegen-rechte-szene-10849887.html

4 Anfrage vom 16.01.2018 – veröffentlicht in der Drucksache 17/20948 vom 08.06.2018

https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/17_0020948.pdf

5 „Der Sänger der neonazistischen »Kultband« Landser, Michael Regener (alias »Lunikoff«), gründete nach Auflösung von Landser im Jahr 2003 die Band Die Lunikoff Verschwörung. Die Band ist voll und ganz auf Regener aufgebaut, der in der Szene als Star gilt. Sein Status begründet sich auf der Haftstrafe, die er für seine Aktivitäten mit der Band Landser erhielt und von 2005 bis 2008 absaß (in dieser Zeit war Die Lunikoff Verschwörung inaktiv). Regener schuf sich das Image des Sängers, der für seine Überzeugungen ins Gefängnis geht und inszeniert sich als Opfer und Staatsfeind. Michael Regener ist ein führendes Mitglied der Berliner Nazigruppe „Vandalen“. Quelle: https://dasversteckspiel.de/die-symbolwelt/musik/lunikoff-die-lunikoff-verschwoerung-280.html