Medientipp #6: Gruppe Ludwig – Rechter Terror und Gender

„Erinnern heißt kämpfen!“ unter diesem Motto organisiert die Antisexistische Aktion München [asa_m] anlässlich des 37. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags auf den Club Liverpool  am kommenden Donnerstag (07.01. – 18:30 Uhr) eine Gedenkkundgebung in der Münchner Schillerstraße 11a. Den Aufruf von asa_m findet Ihr hier: https://asam.noblogs.org/post/2020/12/21/erinnern-heisst-kaempfen/#more-1185

Falls Ihr es trotz Pandemie für sinnvoll haltet nach München zu fahren: Verhaltet Euch verantwortungsbewusst und solidarisch, tragt  Masken, haltet Abstand und achtet aufeinander.Auch wenn man nicht an der Gedenkkundgebung teilnimmt, ist eine kritischer Blick auf die „Gruppe Ludwig“, eine Leerstelle im Wissen über den europäischen Rechtsterrorismus, sehr sinnvoll. Zwischen 1977 und 1984 beging die „Gruppe Ludwig“ in Norditalien und München Morde und Anschläge, die fünfzehn Menschen das Leben kosteten. 

Medientipp #6

Zu Beginn der Corona-Pandemie (keine persönlichen Plena, keine Präsenzveranstaltungen & -diskussionen etc.) entstand die Idee, Euch mit Medientipps zu versorgen. In unregelmäßigen Abständen wollen wir Euch mit einigen, aus unserer Sicht interessanten Medientipps (von Internetlinks und Büchern, über Dokus bis hin zu Podcasts) versorgen. In der Nummer 4 vom 23.04.2020 beschäftigten wir uns schon einmal mit rechtem  Terror (https://contre.rosenheim.social/medientipp-4-rechter-terror/). Nach 5 Folgen schlief die Idee im Mai bereits wieder ein. Jetzt im Lockdown und anlässlich des Jahrestages folgt unser Medientipp #6: Gruppe Ludwig – Rechter Terror und Gender 

kostenlose Lesetipps:

  • „Aus dem Bild gefallen – Der rechte Terror der „Gruppe Ludwig“  

Eine aktuelle Recherche von Eike Sanders und Thomas Porena NSU-Watch:

https://www.nsu-watch.info/2020/12/longread-und-interview-aus-dem-bild-gefallen-der-rechte-terror-der-gruppe-ludwig/

  • „Gegen das Vergessen“

Ein Artikel von asa_m anlässlich der Gedenkkundgebung im Januar 2020:

https://asam.noblogs.org/post/2020/12/21/erinnern-heisst-kaempfen/#more-1185

  • „Rechtsterroristische Strukturen sind nicht bekannt geworden“

Ein Artikel von Robert Andreasch über die Verharmlosung des militanten Neofaschismus am Beispiel Bayerns in dem RLS Paper „Vergessener Terror von rechts“:

https://www.rosalux.de/publikation/id/6232

  • Normen im Ausnahmezustand.

Geschlechtlich konnotierte Identitätsangebote und Feindbilder im Rechtsterrorismus.Angesichts einer extremen Rechten, die ihren Frauen*hass und Antifeminismus über alle Widersprüchlichkeiten immer wieder neu ideologisch zu begründen versucht, analysiert Eike Sanders in der Nr. 06/2019 „Rechtsterrorismus“ von „Wissen schafft Demokratie“, wie restriktive Geschlechterkonstruktionen sich mit Rassismus und Antisemitismus verbinden und den Rechtsterrorismus entscheidend formen.https://www.idz-jena.de/fileadmin/user_upload/PDFS_WsD6/WEB_Idz_WsD_06.pdf

In der selben IDZ-Schriftenreihe erschien im Band 3/2018  „Antifeminismus damals und heute: eine Geschichte ohne Ende?“ (von Vincent Streichhahn) https://www.idz-jena.de/fileadmin/user_upload/PDFS_WsD3/IDZ_WsD_03_Web.pdf

Büchertipps:  

  • Frauen*rechte und Frauen*hass

Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt. Ein Buch des Autor:innen-Kollektivs „Feministische Intervention“ (AK Fe.In) welches 2019 im Verbrecher Verlag erschien und im Kapitel „3.3 Antifeministischer Terrorismus“ nicht nur den  Antifeminismus Breiviks und den Terroranschlag von Christchurch, sondern ab Seite 108 auch die  „mörderische Sexualmoral der Gruppe Ludwig“ in den Blick nimmt.Nach dem Lockdown könnt ihr das Buch in der Bibliothek_A ausleihen, oder eben kaufen (wir empfehlen bei links lesen):

https://links-lesen.buchkatalog.de/webapp/wcs/stores/servlet/Product/3000002134843/55741/10002/-3/Buecher_Politik-und-Gesellschaft/Autor_innenkollektiv-FeIn/Frauen-rechte-und-Frauen-hass/4099276460822241391/%204099276460822241224/%204099276460822241224

  • Rechtsextremismus. Band 3: Geschlechterreflektierte Perspektiven

Band 3 der von der Wiener Forschungsgruppe „Ideologien und Politiken der Ungleichheit“ herausgegebenen Rechtsextremismus-Reihe befasst sich mit Verhandlungen von Geschlecht im Rechtsextremismus. Der Band versucht, sowohl einen Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand zu geben als auch auf bislang kaum bearbeitete Themenaspekte und Akteur*innen einzugehen. Dazu gehören etwa Phänomene wie die aktive Partizipation von Trans*-Personen innerhalb des rechtsextremen Spektrums oder auch die grundlegende Inter- und Trans*-Feindlichkeit der Szene.Weiter wird näher auf die Bedeutung von unterschiedlichen Männlichkeitskonstruktionen innerhalb der extremen Rechten eingegangen. Ein Fokus wird zudem auf antifeministische Mobilisierungen gelegt, die verstärkt eine Scharnierfunktion zu anderen Akteur*innen und Ungleichheitsideologien wie Antisemitismus und Rassismus bilden. Das Buch war im März letzten Jahres, das Buch des Monats der Bibliothek_A:

http://bibliotheka.blogsport.de/2020/02/29/rechtsextremismus-band-3-geschlechterreflektierte-perspektiven-unser-monatsbuch-maerz/

  • Toxische Männlichkeit

Von links lesen gibt es einige weitere  Buchtipps zu toxischer Männlichkeit – wir könnten auch sagen Buchtipps zum Patriarchat, zu Sexismus, zu Männergewalt:

https://www.links-lesen.de/toxische-maennlichkeit-buecher-dagegen/

Hörtipps: 

  • Die Geschichte des rechten Terrors: Die “Gruppe Ludwig”

Folge #60 von „NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ ist eine Folge zur Geschichte des rechten Terrors. Ein Gespräch mit Eike Sanders über die „Gruppe Ludwig“:

https://www.nsu-watch.info/podcast/nsu-watch-aufklaeren-einmischen-60-die-geschichte-des-rechten-terrors-die-gruppe-ludwig/

  • Rechter Terror und Gender 

Folge #31 von „NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ dreht sich im Gespräch mit Eike Sanders (u.a. vom apabiz und -Watch) um die Rolle von Gender im Rechten Terror. 

https://www.nsu-watch.info/podcast/nsu-watch-aufklaeren-einmischen-31-rechter-terror-und-gender/

  • Sehr viele der Taten sind vergessen“

Ein Gespräch von asa_m mit Robert Andreasch zur Mord- und Anschlagsserie der „Gruppe Ludwig“ und ihrem Münchenbezug.

https://asam.noblogs.org/post/2020/12/24/gespraech-robert-andreasch-gruppe-ludwig/

TV-Tipps:   

  •  „NSU, OEZ, Gruppe Ludwig: Der rechte Terror ist nie verschwunden“

Das br Magazin „Kontrovers – Die Story“ berichtete 2020 in einem Beitrag (18 Minuten) zum 40. Jahrestages des Oktoberfestattentats über die gefährliche Verharmlosung, bei der seit den 80er-Jahren solche Anschläge immer wieder geistig Verwirrten oder dem „Milieu“ zugeschrieben werden 

https://www.br.de/mediathek/video/kontrovers-die-story-nsu-oez-gruppe-ludwig-der-rechte-terror-ist-nie-verschwunden-av:5fc80eb43eb6840013cae843

  • Rechte Terroristen: Hass auf Frauen

Halle, Christchurch, Toronto, Utoya – neben Antisemitismus und Rassismus ist Hass auf Frauen ein verbindendes Element in der Gedankenwelt von rechtsextremistischen Attentätern. Das ARD Magazin Monitor beschäftigte sich 2019 mit dem Thema Rechte Terroristen: Hass auf Frauen (aber nicht mit der Gruppe Ludwig):

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2019/Rechte-Terroristen-Hass-auf-Frauen,frauenhass100.html

Aufruf „Erinnern heißt Kämpfen!“

Wir dokumentieren den Aufruf von asa_m zur Gedenkkundgebung am 7. Januar 2021 um 18:30 Uhr in der Schillerstraße:

„Am 7. Januar 1984 werfen zwei junge Männer je einen Kanister Benzin in den Eingangsbereich der Diskothek „Liverpool“ in der Münchner Schillerstraße und setzen das Lokal in Brand. Acht Menschen werden verletzt. Corinna Tartarotti, eine Barangestellte, erliegt drei Monate später ihren schweren Verletzungen. Sie war 20 Jahre alt.Verübt wurde der Anschlag von Wolfgang Abel und Marco Furlan, auch bekannt als „Gruppe Ludwig“, die zwischen 1977 und 1984 in Norditalien und München mindestens fünfzehn Menschen ermordeten und viele bei ihren Brandanschlägen verletzten. Die Opfer sind Sexarbeiter*innen, Schwule, Drogenabhängige, vermeintlich vom „rechten Weg“ abgekommene Geistliche oder eben Besucher*innen von Clubs wie dem „Liverpool“. Es sind Menschen, die damals keine Lobby hatten und auch heute noch vielfach ausgegrenzt werden.Ihre Namen kennen nur wenige, die Anschläge, auch der in München, sind weitgehend vergessen. Hier in München erinnert nichts und niemand an die Opfer, in der Öffentlichkeit überwiegt die Auseinandersetzung mit den Tätern. Wir möchten das ändern, Öffentlichkeit schaffen und organisieren darum auch dieses Jahr eine Gedenkkundgebung in der Schillerstraße.Zusammen mit Refugee Struggle for Freedom, BEFORE e. V. und der Erinnerungsgruppe wollen wir am 37. Jahrestag des Anschlags Corinna Tartarotti und den mindestens vierzehn weiteren Todesopfern, die dem mörderischen Terror der „Gruppe Ludwig“ zum Opfer fielen, gedenken. Und wir gedenken Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der Polizei Dessau schwer misshandelt und anschließend verbrannt wurde.Wir versammeln uns vor dem ehemaligen Club „Liverpool“ (heute „Broadway“) in der Schillerstraße, um uns solidarisch mit den vielen Verletzten und Hinterbliebenen sowie allen Betroffenen rechter, homofeindlicher und antifeministischer Gewalt zu zeigen. Wir solidarisieren uns zudem ausdrücklich mit der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, seiner Familie und seinen Freund*innen. Diese kämpfen seit mittlerweile 16 Jahren für die Aufklärung der Todesumstände und Gerechtigkeit für Jalloh.

Wo: Schillerstraße 11A vor dem „Broadway“, München

Wann: 7.1.2021 um 18:30 Uhr“

Quelle: https://asam.noblogs.org/post/2020/12/21/erinnern-heisst-kaempfen/#more-1185

Unsere vergangenen Medientipps: