Medientipp #4: Rechter Terror

Rechtsterrorismus war vor der Coronakrise ein leider aktuelles, wenn auch nicht neues Thema. Bereits seit Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre gibt es eine Kontinuität des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland . Seit dem Wendejahr 1990 muss laut Amadeu Antonio Stiftung von mindestens 208 Todesopfern rechter Gewalt ausgegangen werden .

Zwar wurde es seit den mit Corona verbundenen Ausgangsbeschränkungen etwas ruhiger um das Thema rechte Gewalt und Rechtsterrorismus, gebannt ist diese Gefahr damit jedoch mitnichten. Im Gegenteil.

Davon zeugen nicht zuletzt die jüngsten Gewaltexzesse auch deutscher Faschisten und Neonazis auf der griechischen Insel Lesbos kurz vor den erlassenen Ausgangsbeschränkungen. Ebenfalls nach Lesbos reiste der rechte Youtuber und Schriftführer der Rosenheim AfD Stefan Bauer (weitere Quelle). Er hielt sich u.a. in der Nähe des Social Center „One Happy Family“ auf – in dem seit Jahren medizinische Hilfe, Bildung und Ausbildung für Geflüchtete angeboten wird – als dieses in Brand stand und die Löscharbeiten stattfanden. Dass auch Bauer sich unter gewaltbereiten Neonazis aufhält verwundert nicht weiter, hat die Rosenheimer AfD doch eine deutliche Affinität zu Gewalt, wie AfD-Watch Rosenheim in letzter Zeit immer wieder aufzeigte.

Ein Phänomen rechten Terrors sind die sogenannten Prepper-Gruppen (to be prepared: vorbereitet sein), rechten Netzwerke in Bundeswehr, Polizei und Verfassungsschutz und im speziellen der Verein Uniter und das mit ihm verbundene Netzwerk um „Hannibal“. Ausführlich damit beschäftigt(e) sich die taz: https://taz.de/!t5549502/

Für viele dieser extrem rechten Personen, Gruppen und Prepper-Gruppen ist gerade auch der aktuelle Ausnahmezustand eine lang ersehnte Situation: Sie warten auf einen herbeigesehnten Tag X, an dem die öffentliche Ordnung zusammenbricht oder der Zusammenbruch herbeigeführt werden soll und sie dann zuschlagen und die Macht übernehmen können. 

Deswegen denken wir, dass es sich nicht trotz sondern gerade wegen Corona lohnt, mit diesem Thema zu beschäftigen und wir möchten euch ein paar sehens-, hörens- und lesenswerte Beiträge ans Herz legen:

Als Experten zur extremen Rechten, schätzen wir besonders die Analysen von Robert Andreasch. In letzter Zeit erschienen von ihm u.a. „Land des rechten Terrors“, in der Österreichischen Monatszeitschrift TAGEBUCH. Dort schreibt Andreasch: Die „Attentate von Hanau, Halle und Kassel kommen nicht aus dem Nichts. Der rechte Terror in Deutschland hat nicht nur Tradition, sondern auch treue Verbündete in Sicherheitsbehörden, Parteien und Medien.“ (https://tagebuch.at/politik/land-des-rechten-terrors/ ). Auch im antifaschistischen Magazin „Der rechte Rand“ beschäftigte er sich mit Hanau, anzuhören unter: https://soundcloud.com/user-891771490/medien-und-hanau-die-shisha-morde-von-connewitz

Ein Problem in der öffentlichen Darstellung und vor allem auch im politischen Umgang mit Preppergruppen und rechtsterroristischen Anschlägen ist die Mär vom Einzeltäter, der Chris Allen in seinem Beitrag „Nur ‚einsame Wölfe‘? Rechtsterrorismus als transnationales Phänomen“ nachgeht: https://www.bpb.de/apuz/301134/nur-einsame-woelfe-rechtsterrorismus-als-transnationales-phaenomen. Die fast eine Stunde dauernde Arte-Dokumentation „Die Legende vom Einzeltäter“ arbeitet gut heraus, dass die rechtsextremen Morde und Anschläge der letzten Jahre juristisch zwar Einzeltaten gewesen sein mögen, im Geiste waren sie dies jedoch nicht. Leider ist die Doku nicht mehr in der Mediathek anzuschauen, jedoch steht sie auf youtube zur Verfügung: https://www.youtube.com/watch?v=cpXJeY-WEp4.

Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor viele Herausforderungen und auch wir als politische Gruppe können derzeit nur eingeschränkt agieren. Keine persönlichen Plena, keine Präsenzveranstaltungen & -diskussionen etc. Wenn auch etwas holprig, versuchen wir einen Umgang zu finden. Anfang April entstand die Idee, euch mit Medientipps zu versorgen. In unregelmäßigen (geplant ist ca. einmal wöchentlich) Abständen wollen wir Euch mit Einigen, aus unserer Sicht interessanten Medientipps (von Internetlinks und Büchern, über Dokus bis hin zu Podcasts) versorgen.In dieser Serie erschienen:

Medientipps in Zeiten von Social Distancing: Teil 1 #LeaveNoOneBehind

Medientipps in Zeiten von Social Distancing: Teil 2 #Coronationalismus?

Corona-Medientipp #3: „linke Positionen zur Corona Krise“