“Das Leben des Carlos Fernando“

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Datum/Zeit
Date(s) - 01/09/2019
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
Z - Linkes Zentrum in Selbstverwaltung

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Vor 20 Jahren wurde der gebürtige Mosambikaner Carlos Fernando in Kolbermoor von einem Rassisten aufgrund seiner Hautfarbe totgeprügelt. Mit der Vorführung des Filmes “Das Leben des Carlos Fernando” am Sonntag, den 1. September 2019 im Z,dem linken Zentrum Rosenheims, will die Gruppe Contre la tristesse„ an den rassistischen Mord in Kolbermoor erinnern.

Am 15. August 1999 griff ein Deutscher in der Kolbermoorer Schuhmannstraße erst zwei Angolaner und einen Mosambikaner wegen einem zugeparkten Auto an, sie konnten jedoch fliehen. Wenig später verlässt Carlos Fernando die nahegelegene „Cubana-Bar“ [1] und wird völlig unvermittelt von dem Rassisten angegriffen. Der Täter, Roman G. aus Kolbermoor, ist vorbestraft und der Polizei auch wegen eines rechtsextremen Delikts bekannt. Er schlägt den 35-jährigen Mosambikaner mit einem Fausthieb nieder. Als das Opfer mit dem Kopf auf den Asphalt aufschlug und regungslos liegen bieb, trat Roman G. ihm ins Gesicht. Carlos Fernando erlitt schwerste Gehirnverletzungen und verstarb an den Folgen des Angriffs am 30. September 1999 im Krankenhaus. Der damals 31-jährige Täter gab zu Protokoll, sein Opfer habe ihn gereizt, weil er ein »N****« gewesen sei. Die „Nürnberger Nachrichten“ zitieren G. mit den Worten: „Die Drecksn**** gehören alle totgeschlagen“.

Die Rosenheimer Gruppe „Contre la tristesse“ will nun am Sonntag, den 1. September mit einer Filmvorführung an den rassistischen Mord in Kolbermoor erinnern. Im Rosenheimer Z (Innstr. 45a) wird die  Dokumentation “Das Leben des Carlos Fernando” (hr,  2001, 45 Min. [2]) von Samuel Schirmbeck vorgeführt. Der Film erinnert an einen lebenslustigen, jungen Mann, der zunächst als „Mossi“, als Mosambikaner, in der DDR lebte, als Arbeiter in einem Reifenkombinat. Die Wende machte aus dem sozialistischen Bruder einen arbeitslosen Fremden. Er lernte noch die beiden Deutschlands kennen: die DDR und das wiedervereinte Bundesrepublik Deutschland. Carlos Fernando verwirklichte seinen Traum und zog an den Rand der bayerischen Alpen, wo er 1999 erschlagen wurde.  Dem vorausgegangen war, dass die Ausländerbehörde ihn abschieben wollte, seine deutsche Frau Ramona ihn aber versteckte. Schließlich verließ er Neubrandenburg, trennte sich von seiner Frau und fand mit Tochter Tracy eine neue Heimat im scheinbar beschaulichen Kolbermoor in Oberbayern, die geliebten Berge in Sichtweite. Vor der „Cubana-Bar“ wurde er ermordet, von einem Rechtsradikalen, im Streit um ein zugeparktes Auto. Der Täter spielt in diesem Film, wie in der gesamten Reihe, nur eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht ein offenherziger Mann, dessen Leben durch einen Fausthieb ausgelöscht wurde.

Mit der Filmveranstaltung wollen die Veranstalter*innen auf die Gefahr, welche von der Kontinuität rechten Terrors in der Bundesrepublik sowie gesellschaftlich weit verbreiteten rassistischen Ressentiments ausgeht, hinweisen. In ihren Augen zeigen die rund 200 Todesopfer rechter Gewalt seit dem Wendejahr 1990 deutlich die Notwendigkeit auf, Rassismus in all seinen Facetten entschieden entgegenzutreten und sich mit allen Menschen zu solidarisieren, die täglich von rechter Gewalt bedroht sind. Aus diesem Grund will „Contre la tristesse„ weiterhin konsequent gegen rechte Umtriebe vorgehen, die auch in Rosenheim Zulauf bekommen sowie eigene antirassistische Veranstaltungen organisieren. So ist beispielsweise für Sonntag, den 06. Oktober die Vorführung des Dokumentarfilm „DER ZWEITE ANSCHLAG“ geplant, welcher die bisher kaum beachtete Perspektive der Betroffenen dieser Gewalt dokumentiert und in den Mittelpunkt stellt.

Die Filmvorführung von “Das Leben des Carlos Fernando” findet am Sonntag, den 01. September um 19:00 Uhr im Rosenheimer Z, dem linken Zentrum in Selbstverwaltung (Innstraße 45a), statt. Der Eintritt ist frei.

[1] Die Cubana-Bar existiert heute nicht mehr. Das Haus (Schuhmannstraße 3) wurde abgerissen und stattdessen wurde an selber Stelle ein Wohnhaus errichtet.

[2] Die Dokumentation von Samuel Schirmbeck entstand in der Reihe „Tödliche Begegnungen“ des Hessischen Rundfunks (HR). Die Reihe gehörte 2002 zu den Preisträgern des Civis Medienpreises:

„Die Reihe ‚Tödliche Begegnungen’ des Hessischen Rundfunks erhält den Sonderpreis der Jury. Konzeption und Idee zu der Reihe stammen von Esther Schapira. In qualitativ herausragender Weise erhalten Opfer rechtsradikaler Übergriffe einen Namen. Die Reihe lässt den Menschen aus der Anonymität einer knappen Agenturmeldung heraustreten und macht aus der Opferstatistik ein Individuum. Das eindrückliche, individuelle und interessante Leben des einzelnen Menschen wird nachgezeichnet, er wird für die Zuschauer ‚lebendig’ und interessant, auch wenn er ‚nur’ eine Randposition innerhalb der Gesellschaft hatte. Die Filme entwickeln Sogwirkung: Je länger man zusieht, desto mehr möchte man erfahren von dem Menschen, der hinter dem Begriff ‚Opfer’ steht. Hervorzuheben ist vor allem auch die akribische Recherchearbeit, die hinter den lebendigen Porträts der drei Menschen steht. Die Beiträge sind filmisch gut und handwerklich aufwendig gemacht. Gut montierte Bilder und Montagen, die vordergründig gar nichts mit dem Leben des ‚Opfers’ zu tun haben, stellen subtil einen Bezug zu den Porträtierten her.“ (Aus der Begründung der Jury)

 

 

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