Mit Musik gegen den Rechtsruck
Am Samstag 08.12.2018 findet in der Rosenheimer Vetternwirtschaft das diesjährige „good night – white pride“ Konzert statt. Mit „Missbrauch“ (München), „Stockkampf“ (Innsbruck), „Cassidy“ (Rosenheim) und „Caskar“ (München) treten vier Bands aus der Punk/Hardcorszene auf, um musikalisch ein klares Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Mit Missbrauch kommt eine der ältesten aktiven Deutschpunkbands nach Rosenheim. Seit über 25 Jahren sind die Münchner auf Europas Bühnen unterwegs. Bekannt sind die Punk Urgesteine nicht nur durch ihre sechs Alben (zuletzt: Vorhang auf, 2014) und zahlreiche Samplerbeiträge (u.a. BRD Schlachtrufe), sondern vor allem durch ihre mitreißenden Liveshows. Auf ihrem aktuellen Longplayer überzeugen die sechs Musiker mit durchdachten, klischeelosen Texten zu politischen Themen. echten Tendenzen wird in Songs wie „Scheisse im Schafspelz“, „Hey Staat“ und „Augen zu“ eine klare Absage erteilt. Musikalisch hervorzuheben ist das Saxophon, durch dessen Einsatz die Punkmusik ganz neue Möglichkeiten bekommt und viel mehr Atmosphäre und Tiefgang erzeugt.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends wird sicher der Auftritt der österreichischen Band „Stockkampf“. „Stockkampf“ ist harter geradliniger Deutschpunk, der sich mit melodischen Ska-Rhythmen abwechselt. In den stets kritischen Texte geht es vor allem um gesellschaftliche und politische Missstände wie den Rechtsruck, Diskriminierung und Abschiebungen. Die ebenfalls 6-köpfige Band wurde 2011 gegründet und ist, nach ein paar Besetzungswechseln, seit 2016 in der gleichen Formation. Nach der Demo „Erdgeschoss“ und der LP „Europa brennt“ erreichten sie mit ihrem diesjährigen auf „Mad Butcher“ veröffentlichtem Album „Dystalität“ endgültig den Durchbruch in der SKA-Punk Szene. Das „good night – white pride“ Publikum erwartet also tanzbarer deutschsprachiger Punk, mit einer gehörigen Ladung Saxophon und Trompete.
Mit Cassidy ist auch die lokale Szene auf der Vetternbühne vertreten. Die Rosenheimer Band entstand 2007 aus dem Umfeld von Bands wie Neongelb, Bambi Dexter und Egg Marock. Das Trio fusioniert Posthardcore mit Velvet Underground und frühem NY-Punk.
Eröffnet wird der Abend von der Münchner Band Caskar. Die Musikerinnen (ehemals Heavy Mädelz) bezeichnen ihren Stil selbst als “Folk-Crust-Punk“. Mit Mandoline, Cello und Schlagzeug wird musikalisch gegen die bestehenden Verhältnisse gewütet.
Mit dem Konzertmotto „good night – white pride“ beziehen Veranstalter*innen und Bands klar Position gegen den aktuellen Rechtsruck in der Gesellschaft. Konzerte gegen Rechts haben in Deutschland eine bis in die 1970er Jahre reichende Tradition1 und eine bis heute andauernde Aktualität wie das „Wir sind mehr“2 Konzert im September 2018 zeigt. In Rosenheim sind Konzerte gegen Rechts zwar einige Nummern kleiner, aber ebenfalls traditionsreich. Seit 2003 organisieren lokale Anifaschist*innen unter dem Motto „good night – white pride“ jährlich ein Konzert in der Vetternwirtschaft. Die Good-Night-White-Pride-Bewegung entstand Ende der 1990er Jahre als Antwort der deutschen Hardcore-Szene auf Neonazis, die versuchten, in der Musikrichtung des Hardcore Fuß zu fassen und sie zu unterwandern. Ziel ist es, Faschismus und Rassismus „keinen Millimeter Platz einzuräumen“ und das soll auch auf dem Konzert in der Rosenheimer Vetternwirtschaft verdeutlicht werden.
Die Veranstaltung am 08.12.18 wird von der Gruppe „contre la tristesse“ in Kooperation mit der infogruppe und der Petra Kelly Stiftung organisiert. Der Konzertabend beginnt pünktlich um 20:00 Uhr, da die Musikveranstaltungen in der Vettern bereits um Mitternacht beendet sein müssen. Einlass zum Konzertraum ist ab 19:45, die Gaststätte hat aber bereits ab 19:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://goodnight-whitepride.beepworld.de
1 Zum Beispiel das von 50.000 Menschen besuchte Rock-gegen-Rechts-Festival am 16. Juni 1979 in Frankfurt am Main als Protest gegen das „Deutschlandtreffen“ der NPD.
2An dem von der Chemnitzer Band Kraftklub organisierten Konzert am 03.09.18 nahmen 65.000 Menschen teil. Auf dem Konzert traten Künstler wie Die Toten Hosen, Casper, Feine Sahne Fischfilet, K.I.Z, Marteria, Nura und Trettmann auf